In unserer Reihe
“Nachhaltigkeit_Sozial-ökologische Transformation”:
Prof. Dr. Ingolfur Blühdorn
Eingerichtet im Wohlfahrtskapitalismus? – Stolpersteine auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit
Dienstag, 30.03.2022, 19:00 Uhr, per Zoom-online
Keine Nachhaltigkeit, keine Transformation – kein gutes Leben für alle?
Auch wenn die Dringlichkeit einer sozial-ökologischen Transformation hin zu (mehr) Nachhaltigkeit längst von nahezu allen Seiten anerkannt ist: Moderne westliche Gesellschaften verteidigen ihren exklusiven Wohlstand und ihren (mehrere Globen verbrauchenden) Lebensstil entschiedener denn je. Dafür sind Unterbezahlung, Ausbeutung und Ungleichheit – hier und im globalen Süden – unverzichtbar, ebenso wie die Globalisierung der Märkte, die ausbeuterische internationale Arbeitsteilung, die Entsolidarisierung. Dass die „planetaren Grenzen“ längst erreicht, teilweise überschritten, sind, wissen wir seit Jahrzehnten; dass die menschengemachte Klimakrise für viele unmittelbar die Lebensgrundlagen bedroht, auch.
Trotzdem gelingt es offenbar nicht, die sozial und ökologisch zerstörerische Politik der Nicht-Nachhaltigkeit zu überwinden. Nicht nur die
Konjunktur des Rechtspopulismus signalisiert, wie sehr das „protestantisch-bürgerlich-ökologische Vernunfts-Projekt“ vergangener Jahrzehnte brüchig geworden ist. Gerade in Zeiten zunehmender Unsicherheiten und verbreiteter Orientierungslosigkeit zeigen sich verfestigte Gesellschafts- strukturen, Machtverhältnisse und Wertepräferenzen: „Klimaneutralität und Umweltschutz“, aber ja doch, und selbstverständlich – aber bitte nur solange „Wachstum“, Wohlstand und Lebensstil nicht gefährdet sind.
Letztlich gilt es, diese Politik der nachhaltigen Nicht-Nachhaltigkeit zu durchbrechen und die Möglichkeiten der Re-Politisierung zugunsten eines „guten Lebens für alle“ auszuschöpfen.
Doch moralisierende Aufrufe zur „kollektiven Selbstbegrenzung“ und Appelle, dass „wir nun aber endlich gemeinsam den Kampf für unser aller Zukunft in die Hand nehmen“ müssten, sind strukturell ungeeignet, wirklich transformativ zu werden. Um das zu verstehen, müssen wir genauer hinschauen, brauchen wir eine Soziologie der Nicht-Nachhaltigkeit. Die wiederum löst mitunter Abwehrreaktionen aus. Nicht verwunderlich, denn sie bedeutet erhebliche Zumutungen. Wenn aber die dringlich erforderliche sozial- ökologische Transformation überhaupt gelingen soll, ist ein solch genaueres Hinschauen eine unverzichtbare Voraussetzung.
Zum Weiterlesen:
- Blühdorn, Ingolfur (Hrsg.); „Nachhaltige Nicht-Nachhaltigkeit. Warum die ökologische Transformation der Gesellschaft nicht stattfindet“; 2020
Blühdorn, Ingolfur; „Simulative Demokratie – Neue Politik nach der postdemokratischen Wende“; 2013 - Was ist Nachhaltigkeit?
- Ziele nachhaltiger Entwicklung, Vereinte Nationen 2015:
Die Veranstalter:
Protect the Planet und Partnerorganisationen: Fridays for Future München, Students4Future München, Parents4Future München, Bund Naturschutz in Bayern e.V. Kreisgruppe München, forum Nachhaltig Wirtschaften, Greencity – der Verein, Münchner Initiative Nachhaltigkeit, Raus-aus-der-Steinkohle München, Fossil Free München, Scientists4Future München, oekom e.V., Netzwerk Saubere Energie München