Das Münchner Kindl in Fesseln? Dieses Bild bot sich an einem Freitagnachmittag, dem 27. Mai 2022, neben dem Glockenspiel am Münchner Rathaus in der bayerischen Landeshauptstadt. Protect the Planet und die Partner aus dem Netzwerk für saubere Energie München haben wieder einen kreativen Protest passend zu lokalen Eigenheiten gemacht.

Wieso heben die Stadtwerke München den Geothermie-Schatz nicht und versorgen stattdessen die Münchner Kindl weiterhin fossil?

Das Bild: Die Stadtwerke München (SWM) legen das Münchner Kindl in (fossile) Fesseln – und das, obwohl der umweltfreundliche Schatz (Geothermie), der unter München liegt, nicht unerreichbar ist (und seit langem von eben jenen SWM als Ziel für 100 % erneuerbare in München beworben wird).

Aber: München heizt aller Klimaneutralitätsversprechen und des Klimanotstands zum Trotz zu 95 % fossil und damit den Planeten gefährlich weiter auf! Die geographisch ideale Ausgangssituation für klimaneutrale, sichere und kostengünstige Wärme, die uns noch dazu aus der Abhängigkeit autokratischer Regime befreien könnte, Geothermie wird sträflich vernachlässigt.

Viel zu lange wurde der Bau neuer Geothermie-Anlagen durch Stadtrat und SWM verschlafen und mit ausweichenden Argumenten auf den Weiterbetrieb von Kohle- und Gaskraftwerken gesetzt. Dabei war München früher einmal eine Vorzeige-Stadt bei der Nutzung von Erdwärme.

„Die Forderung ‚Raus aus der Kohle, aber nicht rein ins Erdgas!’ ist aktueller denn je. Wie kann der Stadtrat in der aktuellen weltpolitischen Situation und angesichts der immer dramatischeren Appelle des Weltklimarats den Betrieb eines fossilen Erdgaskraftwerks ohne Laufzeitbefristung und ohne Lastbeschränkung beschließen? Es darf kein weiteres Jahr ungenutzt verstreichen, ohne dass Münchens Emissionen drastisch sinken. Geothermieausbau jetzt!“ – Marita Matschke (Fossil Free und Netzwerk Saubere Energie München).

Region um München ideal für Geothermie

Das sog. Süddeutsche Molassebecken – die Region zwischen Donau und Alpen ist ideal für die Geothermie – sämtliche Münchner Umlandgemeinden versorgen bereits einen guten Teil ihrer Einwohnerschaft umweltfreundlich und nachhaltig über die Wärme aus der Tiefe – manche nutzen sogar die überschüssige Wärme zur Stromgewinnung. München wirbt seit Jahren mit 100 % Wärme aus Geothermie 2040 – und niemand weiß, warum das so lange verschleppt wird.
2016 wurde der Neubau von mindestens fünf Geothermieanlagen im Stadtgebiet beschlossen. Derzeit sind davon lediglich zwei realisiert – und das wird sich bis min. 2028 nicht mehr ändern. Das erklärt auch, warum die SWM angesichts des Ukraine-Kriegs die Fernwärmepreise um 162 % angezogen haben, während sie in den geothermieversorgten Umlandgemeinden weit niedriger geblieben sind.

Das kann so nicht weitergehen! Zusammen mit dem Netzwerk für Saubere Energie in München haben wir demonstriert – für eine nachhaltige Energieversorgung Münchens, denn: München klimaneutral bis 2035 liegt noch in weiter Ferne!

Wir fordern eine klare Ausbaustrategie für Geothermie

Unsere Forderungen an Stadtrat und SWM: eine klare Ausbaustrategie für Geothermie mit oberster Priorität, zudem Erschließung neuer Geothermie-Standorte innerhalb und außerhalb Münchensu nd der Umbau des Dampfnetzes auf ein Heißwassernetz wie ursprünglich geplant bis 2030. Sinnvoll wäre auch ein Verbundnetz mit den Geothermieanlagen rund um München mittels Fernwärmetrassen.

Protect the Planet ist Teil der Münchner Klimagerechtigkeitsbewegung. Diese möchte die Investitionen der Stadt München in Förderung und Exploration fossiler Brennstoffe im sensiblen Ökosystem des Polarmeeres beenden und fordert die Nutzung aller Brachliegenden regionalen Energiepotentiale.