KLIMAKLAGE

Das sind die Kläger

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Familie Recktenwald aus Deutschland

Die Familie von Maike Recktenwald lebt seit vier Generationen auf einer Insel an der Nordseeküste. Das Eigentum und die Lebensgrundlage von Maike und Michael Recktenwald sind vom Klimawandel bedroht, dessen Auswirkungen sie schon jetzt zu spüren bekommen:

Der Klimawandel bringt die wahrscheinlich größten Veränderungen und Gefahren für uns. Wir möchten mit dieser Klage ein Zeichen setzen. Wir können es nicht ignorieren, denn wir sind schon jetzt von den ersten Auswirkungen betroffen“, erläutert Michael Recktenwald.

Durch den Anstieg des Meeresspiegels, Sturmfluten und die daraus resultierende Erosion der Dünen sind Eigentum und das Grundrecht auf Berufsfreiheit von Maike und Michael Recktenwald, etwa in Bezug auf ihr als Familienbetrieb geführtes Hotel und Restaurant, gefährdet. Die Familie hat die klimawandelbedingten Veränderungen seit Jahren beobachtet und ist sehr besorgt.

Auch die Trinkwasserversorgung der Insel ist bedroht. Durch den steigenden Meeresspiegel könnte Salzwasser in die einzige Trinkwasserquelle (eine sog. Süßwasserlinse) eindringen und auf Jahrzehnte unbrauchbar machen – mit gravierende Folgen für das Leben auf der Insel.
Der Anstieg des Meeresspiegels ist auf den Klimawandel zurückzuführen.

Bei dieser Klage geht es nicht nur um unsere Familie und die aktuelle Situation, sondern um die Zukunft aller. Wir klagen vor allem für unsere Kinder, indirekt aber auch für kommende Generationen, die ein Recht darauf haben, zumindest ähnlich gute Lebensgrundlagen vorzufinden wie wir sie hatten. Was bei uns auf der Insel und in Norddeutschland passiert, ist ein globales Problem. Wir nehmen den Klimawandel besonders wahr, weil wir in und mit der Natur leben. Wir möchten, dass die Menschen und die EU ihrer Verantwortung für Klimaschutz gerecht werden.“, erklärt Maike Recktenwald. Gemeinsam mit ihrem Mann und jugendlichen Sohn beteiligt sie sich an der Klage.

Familie Feschet aus Frankreich

Familie Feschet lebt in einem Dorf in der Provence in Südfrankreich. Seit drei Generationen ist der Lavendelanbau ihr Geschäft. Durch die Auswirkungen des Klimawandels wird die Kultivierung von Lavendel jedoch zunehmend schwieriger und reicht als Existenzgrundlage nicht mehr vollständig aus.

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Mit dem People’s Climate Case, dem Gerichtsverfahren, das sie mit anderen Familien gemeinsam angestrengt hat, drängt Familie Feschet nun darauf, dass die EU ihr Klimaziel für 2030 erhöht, damit ihr landwirtschaftlicher Hof, ihr Familienunternehmen und die Zukunft ihrer Kinder gesichert sind.

Die Zahl der Dürreperioden in ihrer Region hat seit den 1960er-Jahren erheblich zugenommen, und Kurvendiagramme zeigen, dass es seit 1950 einen deutlichen Trend zur Erwärmung um circa +0,5 °C pro Jahrzehnt gibt. Die Veränderungen in den Jahreszeiten haben starke Auswirkungen auf den Lavendelanbau. Auf die hohen Temperaturen im Januar und Februar, wenn die Pflanzen anfangen zu wachsen, folgt später im Jahr der Frost – für die Pflanzen ist das tödlich. Lavendelkulturen, die zuvor 23 Jahre gehalten haben, können nun nach vier Jahren entwurzelt werden; davon tragen sie 2,5 Jahre Früchte.

Großvater Maurice erklärt, was sie durchmachen: “44 % in sechs Jahren: Das ist der konkrete Verlust der Lavendelernte, den wir hier in der Provence durch die Auswirkungen des Klimawandels erlitten haben, der uns immer härter trifft. Vor allem im Lauf der letzten sieben Jahre hatten wir wiederholt mit Dürren zu kämpfen, die zusätzlich zum Ernteverlust das Wiedereinsetzen der Pflanzungen unsicher machen.

Familie Feschet weiß, dass Europa es besser machen kann und muss, will es seine Bürger und zukünftige Generationen schützen. Großvater Maurice betont::

In der europäischen Politik ist es wirklich dringend erforderlich, einen Schritt zurückzugehen und die Prinzipien der Demokratie zu überdenken. Die EU muss jetzt auf ihre Bürger, die vom Klimawandel betroffen sind, hören und sie muss die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um diese Bürger zu schützen. Vor den negativen Auswirkungen des Klimawandels geschützt zu werden, ist ein Grundrecht, und das Klimaziel der EU zu erhöhen, ist eine Notwendigkeit.

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Familie Sendin und Familie Caixeiro aus Portugal

Die Familie von Alfredo Sendin besitzt landwirtschaftliche Nutzflächen im Süden Portugals, die sie auf traditionelle Weise bewirtschaftet. Alfredo hat eine Kooperative gegründet, die Land und Familien zusammenbringt und somit Arbeit und Nahrung bietet. Aber seit 20 Jahren werden die Auswirkungen durch den Klimawandel in der Region stärker, und die Nutzung des Landes sowie die Arbeitsbedingungen werden aufgrund von steigenden Temperaturen und Wassermangel zunehmend schwierig.

Jedes Jahr investieren sie mehr, um mit der Bewirtschaftung des Landes weiterzumachen, jedoch wird das Einkommen aus der Landwirtschaft immer geringer. Mit Blick auf sein Land und das Vieh und in Anbetracht der Prognosen zum Klimawandel sagt Kläger Sendin:

“Bei einem Klimawandelszenario von über 2 °C – und das ist es, worauf wir mit dem aktuellen EU-Klimaziel zusteuern – wird das Land, auf dem mein Hof heute steht, eine Wüste sein und wir werden gezwungen sein, fortzugehen. Selbst unter 2 °C wird es noch eine echte Herausforderung, allein schon wegen der höheren und extremeren Temperaturen im Sommer, die einer echten tödlichen Gefahr für unser Vieh gleichkommen.”

Die von Alfredo Sendin gegründete Kooperative hat 35 Partner, deren Existenz von diesem Land abhängt. Die Familie Caixeiro ist eine der Familien, die wirtschaftlich auf die Arbeit auf ihrem Hof angewiesen ist – ohne die Kooperative wäre es für sie nicht möglich, ihre Existenzgrundlage in dieser Region zu erhalten.

Wissenschaftler weisen auf den starken Trend zu steigenden Temperaturen in Portugal hin und betonen, dass sie mit dem Klimawandel zusammenhängen. Die Kooperative hat bereits ein Anpassungsprojekt für das Land gestartet, das aber nicht ausreicht, um ihnen eine „sichere Zukunft“ zu bieten. Sie werden es nicht schaffen, sich anzupassen, wenn die klimatischen Einflüsse sich weiter verschlechtern. Der Vater der Familie Caixeiro, Joaquim Caixeiro, erklärt die Folgen:

“Wir leben in einem kleinen Dorf auf dem Land, und unsere Lebensart verändert sich mehr oder weniger direkt und führt in einigen Fällen dazu, dass wir unsere Existenzgrundlage aufgeben und uns andere Arbeit in anderen Regionen suchen müssen. Der Klimawandel betrifft meine Arbeit und das Leben meiner Familie direkt, weil unsere Anbaumethoden im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft weniger wettbewerbsfähig sind. Was mich motiviert, diese Klage mitzutragen, ist die Angst vor der Zukunft – vor meiner und der meiner Töchter.”

Sie sorgen sich um die Zukunft ihrer Kinder, genauso wie alle anderen auch, die befürchten, ihr Land verlassen zu müssen. Gleichzeitig sind sie die Vorreiter im Kampf um eine sichere Zukunft und das Wohlergehen von uns allen. Durch sie werden die EU-Gerichte darauf aufmerksam gemacht, dass Klimaschutz nicht länger nur eine politische oder schlicht diplomatische Angelegenheit ist – es ist ein Problem, das bereits jetzt das Leben dieser Familien beeinträchtigt und die Zukunft ihrer Kinder aufs Spiel setzt.

Familie Conceição aus Portugal

Familie Conceição lebt im Herzen Portugals. Seit Jahrzehnten ist das Familiengeschäft die Imkerei. Sie produzieren Honig, Pollen, Propolis und Wachs, und ihr Auskommen hängt von diesem Familienunternehmen ab.

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Da Bienenhaltung von der Blütesaison abhängt, macht das Erscheinen ökologischer Veränderungen wie frühe oder späte Blütezeit es für Bienen schwierig, sich daran anzupassen und entsprechend zu funktionieren. Außerdem führt jeder Anstieg der Temperatur zu verschiedenen ungünstigen Situationen sowohl für die Bienen als auch für die Imker. Höhere Temperaturen während des Winters etwa bewirken, dass Schädlinge, die in der kalten Jahreszeit normalerweise in Winterruhe sind, die Bienen dann angreifen können, wenn sie am verletzlichsten sind. Im Sommer kommt es durch die Hitze von über 40 °C häufig dazu, dass die Honigwaben in den Bienenstöcken anfangen zu schmelzen. Rasche Temperaturänderungen im Frühjahr wiederum sorgen dafür, dass die Bienen aufhören, die notwendigen Waben zu bauen (die sowohl für die Lagerung von Honig und Pollen als auch zur Fortpflanzung erforderlich sind).

Die Familie Conceição beobachtet all diese Veränderungen und hat mit einem erheblichen Produktivitätsrückgang ihrer Bienenstöcke zu kämpfen, der wissenschaftlich mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht wird. Die Familie muss mittlerweile zusätzliche Maßnahmen wie künstliche Zufütterung ergreifen, dennoch hatte sie trotz dieser Vorkehrungen 2017 einen Produktionsverlust von fast 60 %. Außerdem hat sich die Zeit, die in die Pflege der Bienen und Bienenstöcke investiert werden muss, vervierfacht; es müssen nun mehr Arbeitskräfte eingestellt werden, um das Geschäft am Laufen zu halten. Das Ergebnis: Das Familienunternehmen ist am Rand seiner Existenzfähigkeit angekommen und kaum noch in der Lage, eine nachhaltige Lebensgrundlage für die Familie zu erwirtschaften. Der Vater, Ildebrando Conceição, erklärt die Auswirkungen des Klimawandels auf ihr Familienunternehmen:

Heutzutage gibt es nicht mehr vier Jahreszeiten, es gibt nur noch Winter und Sommer. Dieser Umstand stört die Arbeit der Bienen, denn sie brauchen länger, um sich an klimatische Veränderungen anzupassen. Der seit Jahren anhaltende Rückgang der Honigproduktion hat das wirtschaftliche Einkommen meiner Familie, das wir aus der Imkerei beziehen, vermindert.

Für die Familie steht nun ihr traditionelles Familienunternehmen auf dem Spiel. Die Mitglieder möchten wissen, was mit ihm passieren wird, wenn die Bienen verschwunden sind. Sie möchten sorgfältig prüfen, ob die europäischen Entscheidungsträger mutig genug sind, das EU-Klimaziel zu erhöhen, um weitere Verschlechterungen durch den Klimawandel, die ihre Existenzgrundlage bedrohen, abzuwenden. Vater Ildebrando Conceição drängt die EU, ihre Klimaanstrengungen zu verstärken: “Wir haben diese Klage eingereicht, weil es ein Problem ist, das sich nicht auf Landesgrenzen beschränkt: Es erfordert, dass die EU mehr gegen diese Situation unternimmt, die unser Leben beeinträchtigt und die Zukunft der jüngeren Generationen bedroht.

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Familie Carvalho aus Portugal

Familie Carvalho besitzt Wald in der Mitte Portugals, wo Vater und Sohn auf nachhaltige Waldmanagementmethoden setzen. Sie ersetzen Kiefer- und Eukalyptusbäume durch lokale Spezies wie Eichen oder Kastanien. Im Oktober 2017 wurden ihre Ländereien Opfer eines außergewöhnlichen Waldbrandes – das Ergebnis eines trockenen, warmen Sommers.

In Zentralportugal, so hat die Familie beobachtet, gibt es einen Trend zu wärmeren und trockeneren Wetterbedingungen, einhergehend mit häufigeren Hitzewellen und Dürren. Dieser Trend wird offiziell dem Klimawandel zugeschrieben. Sowohl die Medien als auch die Regierung Portugals sprechen von überdurchschnittlichen Sterberaten aufgrund von Hitzewellen, während die Kombination aus heißeren und trockeneren Wetterbedingungen die Brandgefahr einerseits wesentlich erhöht hat und andererseits den Wasserbedarf im Agrarsektor steigen lässt.

Im Oktober 2017 sind 95 % der Gemeindefläche bei einem außergewöhnlichen Feuer verbrannt, darunter das gesamte Land der Familie Carvalho. Auch das Haus der Klägerfamilie war von Flammen umzingelt, und die landwirtschaftlichen Maschinen und Unterstellplätze hatten durch das Feuer Schaden genommen. Die Familie hatte Glück, den Waldbrand zu überleben, aber vergessen können sie ihn nicht. Denn selbst wenn die Familie Carvalho nun in die Wiederaufforstung ihres Waldes investiert, ist es gleichsam unmöglich, einzuschätzen, wie viele Jahre es dauern wird, bis ein reifer Wald nachgewachsen sein wird – auch im Hinblick auf die Risikoszenarien durch den Klimawandel in Portugal.

Daher bittet die Familie nun die Entscheidungsträger der EU, ihre Klimaambitionen zu verstärken, um sie und ihren Forst vor weiteren Waldbränden zu schützen.

Der Vater der Familie, Armando Carvalho, erklärt: “Am 15. Oktober 2017 kamen ein einzigartiges und abnormales meteorologisches Phänomen und der Ausbruch eines Großfeuers, das sich in rasender Geschwindigkeit ausbreitete, zusammen und trafen das Land und den Besitz meiner Familie. In Anbetracht meiner Kenntnisse im Forstwesen und meiner Erfahrungen bei der Waldbrandbekämpfung während dieser Tage, zusammen mit meinem Gewissen und meinen Bürgerwerten, muss ich in diesem Klagefall eine aktive Rolle übernehmen. Denn mir ist klar, dass es an der EU liegt, die Führung zu übernehmen und energisch zu handeln, um die Auswirkungen des Klimawandels im Gebiet der EU wieder rückgängig zu machen.

Familie Elter aus Italien

Familie Elter lebt in einem kleinen Dorf, das Teil des Gran-Paradiso-Nationalparks in den italienischen Alpen ist. Die Familie erzeugt lokale Lebensmittel in Bioqualität und führt ein kleines Bed-and-Breakfast-Hotel, das vollständig vom Tourismus abhängig ist und hier vor allem von den berühmten Eisklettersteigen, die es in der Region gibt.

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Nicht nur ist die Familie Zeuge von schmelzenden Gletschern, sondern auch von erheblichen Temperaturveränderungen. Vater Giorgio, Forstingenieur, beobachtet die Temperaturzunahme schon seit einer Weile und erklärt, dass die Kräuter und Pflanzen der Region, die ausschließlich auf einer Höhe von über 1.500 Metern wachsen, nicht mehr blühen. Oder sie blühen aufgrund der zunehmenden Temperaturen viel zu früh. Da die lokalen Samen und Pflanzen, die die Familie nutzt, auf Temperaturveränderungen sehr stark reagieren, hat sie einen Produktionsrückgang hinnehmen müssen, während gleichzeitig die Produktionskosten steigen. Das entspricht quantifiziert einem Einkommensverlust zwischen 20 und 30 %. Ihr Hotelgeschäft, das auf Eiskletterer angewiesen ist, ist ebenfalls gefährdet, denn jede Temperaturveränderung macht das Eisklettern gefährlich und diesen Touristenmagneten damit überflüssig.

Die Wissenschaft hat belegt, dass die klimatischen Auswirkungen in der Region sich verschlechtern werden, wenn Gegenmaßnahmen ausbleiben. Vater Giorgio erklärt, was sein Lebensunterhalt für ihn bedeutet und warum seine Familie diese Klage anstrengt: “Wir können nicht in einer Gegend leben und arbeiten, in der Umweltschutz aufgrund des Gran-Paradiso-Nationalparks großgeschrieben wird, und gleichzeitig die Einflüsse des Klimawandels, die die Zukunft unserer Kinder aufs Spiel setzen, stillschweigend hinnehmen.

Das Abschmelzen der Gletscher, die für uns ein wichtiges Trinkwasserreservoir und während der Winterzeit unsere einzige Einkommensquelle darstellen, betrifft nicht einfach nur uns; zusammen mit dem Temperaturanstieg wird außerdem die Landwirtschaft stromabwärts beträchtlich geschädigt. Diese konkreten Beispiele, wie der Klimawandel unser tägliches Leben beeinträchtigt, lassen uns um die Zukunft unserer Kinder bangen. Für uns ist die Klage daher sehr wichtig, um bei unseren Entscheidungsträgern und überstaatlichen Institutionen das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass radikale Aktionen und Maßnahmen notwendig sind, um diese Auswirkungen zu stoppen, bevor die Schäden irreversibel werden und Abhilfe damit zu spät für uns alle kommt.

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Familie Vlad aus Rumänien

Die Familie Vlad lebt in den rumänischen Karpaten auf 700 Metern Höhe. Die Viehbauern bestätigen, dass sie dem Risiko ausgesetzt sind, ihren familiär geführten Bauernhof, ihr Vieh und ihre traditionelle Familienarbeit aufgrund von steigenden Temperaturen, Dürren und Wassermangel in ihrer Region zu verlieren

Die Analyse von Klimadaten zeigt deutlich einen Anstieg um 1,1 bis 2,0 °C über die letzten 50 Jahre (1961–2010). Neben dem Gesamttemperaturanstieg hat die Familie außerdem Veränderungen in den Jahreszeiten beobachtet. Mittlerweile ist es normal, dass die Temperaturen im Februar ansteigen, um dann im März wieder unter null zu fallen, dazu schneit es. Aufgrund dieser Entwicklung reichen Anbaufrüchte wie Mais und Kartoffeln zum Überleben nicht länger aus.

Dazu wird die Viehhaltung für die Familie sehr viel schwieriger, da die Bereitstellung von genug Futter wesentlich anstrengender wird. Seit Gras im Sommer nicht mehr ausreichend wächst – aufgrund der steigenden Temperatur und vor allem in Zeiten extremer Hitze –, muss die Familie ihr Vieh auf höhere Weideflächen treiben, wo es kühler und feuchter ist und die Wiesen besser gedeihen.

Der Vater der Familie, Petru Vlad, erklärt, wie sie vom Klimawandel beeinflusst werden und warum sie die europäischen Institutionen vor Gericht bringen:

Jahr für Jahr steigen die Temperaturen. Für unsere Kühe und Schafe gibt es nicht mehr genug Wasser. Ich muss das Vieh von 700 Metern auf 1.400 Meter Höhe treiben, um anständiges Gras zum Weiden zu finden, aber vor allem wegen des Wassers. Noch weiter kann ich mit unseren Herden aber nicht gehen, denn über 2.000 Metern ist nur noch der Himmel.

Manche sagen, es sei eine Strafe Gottes, andere schieben es auf die Umweltverschmutzung. Aber als einfacher Bauer ohne höhere Bildung kann ich Ihnen sagen, dass es nicht meine Schuld ist und dass es in Ordnung gebracht werden muss. Und deshalb fordere ich, dass gehandelt wird: nicht mit Geld, sondern durch Schutz.”

Die Familie Vlad setzt ihr Vertrauen in die europäischen Institutionen, damit das EU-Klimaziel 2030 erhöht wird und sie schützt, bevor es zu spät ist.

Familie Guyo aus Kenia

Mit ihren fünf Kindern lebt die Familie Guyo in einem Dorf im Norden Kenias, in der Nähe zur äthiopischen Grenze. Die Familie ist sehr besorgt um die Gesundheit und das Leben ihrer Kinder, die unter den häufigeren und extremeren Hitzewellen zu leiden haben. Während der Hitzeperioden, wenn die Temperaturen auf über 40 °C steigen, haben die Kinder unterschiedliche gesundheitliche Probleme.

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An den Tagen, an denen die Kinder zur Schule laufen, erleiden sie Schwächeanfälle. Während der Hitzeperiode 2017 konnten die Kinder gar nicht zur Schule gehen und den Unterricht besuchen, weil die Hitze unerträglich war.

Gemäß wissenschaftlicher Aussage sind die steigenden Temperaturen in Kenia dem Klimawandel zuzuschreiben. Forschungsergebnisse zeigen, dass die jährliche Durchschnittstemperatur in den letzten 30 Jahren um 0,34 °C pro Jahrzehnt angestiegen ist, und diese beobachtete Temperaturzunahme kann nicht durch Naturgewalt allein erklärt werden. Wenn der Temperaturanstieg durch Klimawandel nicht auf 1,5 °C begrenzt wird, werden extreme Hitzewellen bis in die 2040er-Jahre die neue Normalität in ostafrikanischen Ländern sein.

Der Vater der Klagefamilie in Kenia, Roba Guyo, verdeutlicht uns die Botschaft der Wissenschaft:

“Wir sind immer extremerer Hitze in unserer Region ausgesetzt. Das bedroht unser Leben auf verschiedenen Ebenen. Wasser fehlt für die Viehhaltung und zum Trinken – aber am entscheidendsten ist, dass die Gesundheit meiner Kinder gefährdet ist. Sie leiden aufgrund der extremen Hitzewellen, die es jetzt schon seit einigen Jahren gibt. Wenn sich diese Situation nicht verbessert und wir so weitermachen, dann sind wir ohne Hoffnung.”

Der People’s Climate Case ist die erste Klage mit der Argumentation, dass die Grundrechte der EU auch Bürger schützen sollten, die außerhalb der Europäischen Union leben, wenn sie aufgrund von EU-Handlungen zu leiden haben. Mit dieser Klage erinnern diese Bürger die EU an deren internationale Verantwortung. Sie betonen, dass ein höheres Klimaziel in der EU ein starkes Signal an andere Staaten senden würde, ihre Anstrengungen zu verstärken, und dass diese gesteigerten Anstrengungen für das Überleben dieser Menschen entscheidend sind.

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Sanna des Jugendverbandes Sáminuorra aus Schweden

Die Samen sind ein indigenes Volk, deren Siedlungsgebiet sich von Südschweden über die nördlichen Teile Schwedens, Norwegens, Finnlands und im Nordosten bis zu den Küsten des Weißen Meeres und der Barentssee in Russland erstreckt. Den Kern der Sami-Kultur bildet die Rentierzucht. Die Folgen des Klimawandels bedrohen das Überleben der Rentiere und damit auch die gesamte Sami-Kultur.

Der Jugendverband ‘Sáminuorra’ wurde 1963 von Sami-Jugendlichen in Schweden gegründet. Die Sáminuorra-Jugend versucht aktiv, das Bewusstsein für die Sami und ihre Kultur zu schärfen und Entscheidungsträger dafür zu sensibilisieren, die Interessen der Sami und ihrer Jugendlichen zu berücksichtigen. Offizielle Messungen belegen, dass den letzten 50 Jahren die Häufigkeit und Intensität der Wintererwärmung in Nordskandinavien stetig gestiegen ist. Nahezu alle Winter seit 1989 waren wärmer als der Durchschnitt des 20. Jahrhunderts. Die Klimaüberhitzung betrifft dabei das Ökosystem der Polarregionen besonders stark: Prognosen gehen von einer kontinuierlichen Erwärmung – über dem globalen Durchschnitt – aus.

Der Temperaturanstieg im Winter bedeutet nicht, dass mehr Futter für die Rentier-Herden vorhanden ist, sondern im Gegenteil: Ein Rentier würde normalerweise im Schnee z. B. Flechten, eine Pilz-Algen-Kombination, finden. Mildere Winter haben jedoch zum Schmelzen und erneuten Einfrieren des Niederschlags auf dem Boden geführt, wodurch verhindert wird, dass die Rentiere die unter dem Eis gefrorene Nahrung riechen und ausgraben können. Dies ist heute ein großes und häufiges Problem für die Hirten. Zudem wurde durch die wärmeren Sommer bereits eine Zunahme von Parasiten und die Ausbreitung von Krankheiten in den Herden beobachtet.

Sanna Vannar, erklärt:
„Wenn wir die Rentiere verlieren, geht die Saami-Kultur verloren. Viele der Saami-Jugendlichen möchten Rentierzüchter werden, aber sie haben keine Zukunftsperspektive. Dies ist hauptsächlich auf die Bedrohung durch den Klimawandel zurückzuführen. Dieses Problem muss dringend für die Sicherheit unserer Generation und der nächsten Generationen thematisiert werden.“”

Sanna Vannar (22), Präsidentin der Sáminuorra, stammt aus Jokkmokk am Polarkreis und – wie viele Sáminuorras-Mitglieder – kommt sie aus einer traditionellen Rentierzüchter-Familie. Ihre Familie leidet darunter, wie die Klimakrise die traditionelle Lebensweise der Samen beeinflusst.

„Der Klimawandel ist für viele Menschen abstrakt – der Besuch bei den Klägerfamilien vor Ort war für mich eine sehr emotionale Erfahrung. Abgesehen von den unterschiedlichen Kulturen, Sprachen und Lebensweisen der Familien, war es für mich schockierend zu sehen, wie bereits heute Menschen massiv unter den Folgen des Klimawandels leiden – und dabei sind wir ja erst am Anfang.

Dass in Frankreich der Lavendelanbau massiv betroffen ist und die Pflanzen des italienischen Bergbauern bei den steigenden Temperaturen nicht mehr gut gedeihen – all das erfordert definitiv sofortige Maßnahmen.

Besonders mitgenommen hat mich die Situation der Familie in Kenia, deren Kinder bei enormer Hitze nachts nicht mehr normal durchschlafen können und deren Familienvater sagte: „We have no hope.“

Umso mehr sind wir in der Pflicht, Verantwortung zu übernehmen und die Emissionen schnellstmöglich und maximal zu reduzieren. Die Zeit von Feigenblattmaßnahmen und Klimakosmetik ist vorbei. Mit der Unterstützung von Protect the Planet und Dorothea Sick-Thies erhalten diese Familien nun hoffentlich Gehör vor Gericht. Ich wünsche mir sehr, dass diese Klage Erfolg hat.“

Markus Raschke, Projektmanager Protect the Planet

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